Sonntag, 4. Juli 2021: Ein Tag ohne grosse Ziele und doch äusserst interessant!
Wir erwachen so um 8.30 Uhr und haben Glück: Da wir ja vor dem "Isländer-Camping" stehen, können wir deren WC-Infrastruktur in der Turnhalle benützen. Es ist neblig und kühl. Wir sitzen im WoMo und schreiben über den gestrigen Tag.
In der Zwischenzeit hat sich Sabine beim Eigentümer des Campingplatzes erkundigt: wir müssen ihm nichts bezahlen und er weiss nichts von Seehunden, welche hier am Strand liegen sollen. Diese seien eher an felsigen Küsten...
Nach elf Uhr wird es langsam Zeit, dass es Frühstück gibt. Da wir kein Brot mehr auf Lager haben, fahren wir die rund 20 Kilometer nach Hella. Dort am Kreisel haben die Bäckerei und der Lebensmitelladen offen (es ist Sonntag). Wir fahren die zweihundert Meter ennet dem Kreisel auf den Campingplatz, wo wir vor drei Tagen übernachtet hatten. Hier stellen wir uns einfach hin, können Trinkwasser fassen und nach dem Essen abwaschen. Eigentlich wollen wir wieder mal draussen auf unserer Camping-Einrichtung frühstücken. Auf halbem "Weg" müssen wir ins WoMo zügeln: es beginnt zu regnen.
Wir sind eine gute Autostunde von Keflavik entfernt, wo wir morgen Montag spätestens um 18 Uhr das WoMo abgeben müssen. Somit entscheiden wir uns, dass wir nicht der Ringstrasse Nr. 1 entlang fahren, sondern dem Meer zu und dort noch den einen oder anderen Ort anschauen wollen. Wirklich Spezielles gibt es laut Reisebuch und den anderen Informationen, welche wir haben, nicht.
Sabine "reisst" sich darum, dass sie fahren darf. Das WoMo (es ist ein moderner Fiat Ducato mit einem Weinsberg Aufbau) liegt ihr sehr: Der hat recht viel Power, ist nicht wesentlich grösser als ein PW und durch die Servolenkung sehr wendig. Alle diese Eigenschaften hat unser geliebtes WoMöli zu Hause nicht.
Zuerst fahren wir ein paar Kilometer der Ringstrasse entlang, dann nehmen wir die Strasse Nr. 33 Richtung Eyrarbakki. Es hat nur Landwirtschaft hier. Viele weisse Ballen mit Gras drin liegen auf den gemähten Feldern. Es scheint hier sehr fruchtbar zu sein.
Sabine sieht zwischen der Strasse und dem Meer einen Hügel mit einem "Steinhaufen". Wir meinen, etwas Bewegung tut uns gut und gehen die Sache von der Nähe anschauen. der Hügel muss vor hunderten von Jahren aus vulkanischen Steinbrocken von Menschenhand geschaffen sein. Er ist total von Gras überwachsen. Zuoberst ist ein sauber geschichteter Stein-Turm mit einer Stange darauf, vermutlich ein altes Signal für Seefahrer. Wir vermuten unter dem Hügel ein Grab aus prähistorischer Zeit.
Nicht weit davon kommen wir beim Zurückwandern an einem "Zelt-Hotel" vorbei. Wir sind "gwundrig", finden einen jungen Mann und fragen ihn aus. Der Besitzer dieser Anlage lebt in Reykjavik, er selber (wieder mal ein Pole...) unterhält die Anlage zusammen mit seiner Frau. Er zeigt uns noch einen zu einem Aufenthaltsraum umgebauten alten Schafstall, alles sehr professionell und gemütlich gemacht. Die Anlage wurde vor drei Jahren erstellt. Der Pole bestätigt übrigens unsere Vermutung, dass unter dem Hügel Gräber sind (sein Chef, der hier aufgewachsen ist, habe ihm das gesagt).
Wir fahren weiter und sehen ein Schild an der Strasse, welches auf eine Sehenswürdigkeit hinweist. Sofort anhalten und schauen!
Eine nette Isländerin erklärt uns, was hier zu sehen ist (500 Kronen pro Person): Es handelt sich um eine der ersten Fabriken in Island. Die Maschinen, angetrieben von einem Wasserrad sind noch voll funktionsfähig. In dieser kleinen Fabrik wurde von 1905 bis 1952 Butter hergestellt. Das Revolutionäre damals war, dass sich mehrere Bauern zusammen getan haben und so ihre Milch lukrativer verwerten konnten. Dies war auch der Anfang von auf Milchleistung hin gezielter Viehzucht. Ein Grossteil der Butter wurde nach Dänemark verkauft. Es ist erstaunlich, dass diese kleine Fabrik bis heute erhalten blieb.
Gleich in der Nähe hat es einen alten Leuchtturm, den man besteigen kann. Machen wir natürlich und schauen in die Gegend. Leider ist es ziemlich trübe, sonst könnte man die Berge und die Gletscher sehen - schade, aber so ist es halt. Dafür windet es nicht und auch geregnet hat es heute kaum, also trotzdem wieder mal Wetterglück.
Nun ist es doch schon gegen 19 Uhr und wir beschliessen, uns heute nochmals ein Abschiedsessen zu leisten. Gemäss Reisebuch ist das Rote Haus (rauda husid) in Eyarbakki die beste Adresse weit und breit. Dem können wir nur zustimmen.
Von dort sind es nur noch ein paar wenige Kilometer bis zu unserem heutigen Ziel: der Camping in Porlakshöfn. Dieser macht einen sehr guten Eindruck und es hat noch sehr viel Platz. Sabine wählt ein super Plätzchen aus. Bald sind wir installiert und schreiben drauf los...
Da wir ausnahmsweise schon 21.30 Uhr installiert sind, wird es heute wohl nicht wieder nach Mitternacht, bis "Feierabend" ist. Kurz vor 23 Uhr klopft es an unserer Türe: Eine Dame kommt einkassieren. 2000 Kronen (CHF 15.-) für eine Nacht mit Stromanschluss ist schon sehr günstig. Meistens hat es das Doppelte gekostet.
Hier war das Frühstück noch draussen. Bald regnet es aber...
Wir vermuten ein prähistorishes Grab darunter
Professionelles Zelt-Hotel
Äusserst komfortable, geheizte Zelte
...hat es einen sehr gemütlichen Aufenthaltsraum

Die Installationen von 1905 sind noch funktionsfähig

Unsere Aussicht
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