Samstag, 3. Juli 2021: Heimaey-Insel (auch Vestmannaeyjaer-Insel genannt)
Nichts Neues, wiederum eine kurze Nacht, denn wir stehen um halb sieben Uhr auf, damit wir dann rechtzeitig vor acht Uhr auf die Fähre kommen. Der Parkplatz auf dem wir übernachtet haben, ist recht voll von PWs. Wir nehmen an, dass diese Wagen Einwohnern von der Insel gehören, welche übers Wochenende nach Hause gekommen sind. Es wohnen doch immerhin über fünftausend Menschen dort.
Vor der Abfahrt kann Sabine mit dem Feldstecher einem Papageientaucher zuschauen, welcher immer wieder abtaucht und einige kleine Fischlein im Schnabel hat.
Tolle Fahrt mit der fast neuen Fähre (Sabine hat einen Matrosen gefragt: 3 Jahre alt). Die Fahrt dauert bloss 40 Minuten und ist ziemlich ruhig. Bei der Hafeneinfahrt von Vestmannaeyjar nisten viele Möwen in den Felsen.
Nun würden wir gerne in einer Bäckerei / Kaffee ein Frühstück essen. Wir wandern die Hafenstrasse und auch eine der inneren Strassen entlang und schauen uns gleich noch nach einem Restaurant um, in welchem wir dann Znacht essen können. Der Ort ist kaum belebt um diese Zeit. Auch stellen wir fest, dass zwei Restaurants, welche im Reisebuch empfohlen sind, nicht mehr existieren. Wir fragen eine Dame, welche uns sehr nett Auskunft gibt (überhaupt dürfen wir feststellen, dass die Isländer ob jung oder alt immer sehr hilfbereit sind!). Also, die Dame weist uns den Weg zur Bäckerei und empfiehlt uns grad noch das Restaurant "Gott" (bedeutet gut), wenn wir am Abend Fisch essen möchten.
Nach dem Frühstück (halt ein Sandwich und eine Brezen und noch irgendwelches Gebäck und Kaffee) gehen wir zum Vulkan-Museum. DAS Highlight auf dieser Insel. Tomas aus Siat hat uns dieses Museum sehr empfohlen - zu Recht! Da es draussen eh neblig-dunstig ist, verbringen wir viel Zeit hier drin.
Ich könnte viel dazu schreiben, begrenze mich aber auf:
- Die Vestmannaeyjar-Inseln sind vulkanischen Ursprungs (ist ja klar, auch Island ist so entstanden). Es gab in der Vergangenheit immer wieder Vulkanausbrüche.
- 1973 war der letzte Ausbruch - und genau diesem (plus noch der Insel Surtsey, dazu weiter unten mehr) ist das Museum gewidmet.
- Zentrum des Museums ist ein Haus, welches halb aus der Vulkanasche ausgegraben wurde. Das Ehepaar, welches das Haus drei Jahre vor dem Ausbruch gebaut hatte, erzählt in bewegenden Videos, wie sie den Ausbruch, die Evakuation und dann die Ausgrabung erlebt haben.
- Am 23. Januar 1973 hat sich die Erde "aufgetan", viel Lava floss aus und vor allem unglaublich viel Asche fiel in den nächsten Monaten auf die Stadt. Innerhalb von sechs Stunden nach dem Ausbruch waren ALLE 5300 Einwohner evakuiert. Sie wurden in Island verteilt. Mitnehmen konnten sie kaum etwas.
- Es bildete sich in den nächsten Wochen ein Vulkan, von welchem einen Lavastrom Richtung Hafen floss. Es musste damit gerechnet werden, dass der Hafen dadurch unbrauchbar würde. Dies ist für Island ein äusserst wichtiger Hafen, 25% des Fischfangs wird darüber abgewickelt. Ein Vulkanologe empfahl, den Lavastrom mit riesigen Wassermengen abzukühlen. Was so einfach tönt, ist kaum vorstellbar. Sie haben es aber geschafft!
- Der Vulkanausbruch kam dann glücklicherweise im Juni 1973 zum Stillstand und die Lavamassen haben den Hafen nicht unbrauchbar gemacht.
- Aber durch die Asche, welche zum Teil mehrere Meter hoch lag und noch liegt, waren viele Häuser nicht mehr zu retten. Noch heute sind über vierhundert Häuser unter der Asche begraben.
- Trotzdem, bis heute sind zwei Drittel der ehemaligen Bewohner zurückgekehrt.
Nun noch zur Insel Surtsey. Dieser ist der obere Stock des Museums gewidmet:
In der Zeit von 1963 bis 1967 ist die 1,7 x 1,4 Kilometer kleine Insel nicht weit von der Heimaey-Insel (die, auf welcher der Ort Vestmannaeyjar liegt) entstanden.
An dieser Insel studieren die Wissenschaftler "life", wie sich Flora und Fauna ohne Zutun des Menschen entwickelt.
Nach diesen teilweise wirklich erschütternden Eindrücken wandern wir zum Vulkan-Krater empor. Der Vulkan heisst Eldfell (Feuerberg). Er besteht aus 200 Meter Schlacke. Leider ist es immer noch neblig, so dass wir die eigentlich super Aussicht, welche sich da bieten würde, nicht geniessen können. Wie wir dann wieder unten sind hat sich der Nebel etwas gelichtet...
Eigentlich wollen wir noch zu einem Punkt wandern, wo Papageientaucher nisten. Dieses Vorhaben geben wir dann wegen Zeitmangels auf, wir wollen doch gemütlich Fisch essen gehen!
Also, zurück in den Ort!. Wir trauen unseren Augen nicht, es herrscht eine Art Feststimmung, viele Leute sitzen vor den Restaurants und trinken und unterhalten sich. Auch sind mehrere Häuser beflaggt. Wir erkundigen uns, wieso das?: Jeweils am ersten Juli-Wochenende wird das Ende des Vulkanausbruchs gefeiert.
Zum Glück hat es noch ein "Tischli" für uns und wir können unser "Abschieds-Essen" geniessen. Ja, das Restaurant "Gott" ist empfehlenswert.
Nun auf die Fähre, der Hafen ist nicht weit weg vom Restaurant. Diese 19.30 Uhr Überfahrt ist sehr gut besetzt. Sabine hält auf dem Oberdeck nach Walen Ausschau (den Buckel eines Wals hat sie gesehen). Ich schlafe eine gute halbe Stunde auf einem bequemen Sessel im Unterdeck.
Ca. 20.30 Uhr sind wir im WoMo abfahrbereit. Wohin als Nächstes? Laut dem Reiseführer soll es am Strand von Pykkvibaer Seehunde haben. Ein Camping gibt es scheinbar in der Nähe, aber vermutlich ohne Dusche. Da wir seit vorgestern nicht geduscht haben, "schleichen" wir uns auf den Camping beim Seljalandsfoss Wasserfall und duschen dort. Dieser Camping ist relativ primitiv (wir nennen ihn liebevoll ein "Retro-Camping"), aber es hat eine Dusche, welche mit 3 100 Kronen Münzen zu bedienen ist. Duschen hat's gebracht. Nun die 40 Minuten nach Pykkvibaer fahren. Wir sind erstaunt, der Camping ist voller Wohnwagen und Zelte, bestimmt alles Isländer. Inzwischen ist es schon 23.30 Uhr... Wohin? Alle Strässchen, welche wir befahren, führen zu Bauernhöfen. Um die Zeit können wir dort nicht fragen, ob wir uns hinstellen dürfen. Also zurück zum "Isländer-Camping". Wir stellen uns auf den Parkplatz daneben und sind so gegen ein Uhr im Bett.
Unsere Fähre nach Vestmannaeyjar
Super modern
Die Überfahrt ist ruhig
Bei der Hafeneinfahrt nisten viele Möwen in den Felsen
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