Donnerstag, 24. Juni 202: Mödrudalur und Riesen-Wanderung
Wie vorausgesagt, ist es ein wunderschöner Morgen! Obschon wir ja erst um ca. 2 Uhr ins Bett gegangen sind, stehen wir vor acht Uhr auf und schauen uns als Erstes an diesem fantastischen Ort Mödrudalur um. Eigentlich ist es ein alter Bauernhof. Aber der heutige Besitzer Villi hat ihn für den Tourismus ausgebaut: Ein recht grosses Restaurant, Lodges, und natürlich der Campingplatz warten auf Touristen. Es hat auch ein kleines Kirchlein (erbaut von Villis Grossvater 1949) und natürlich Ställe und Unterkünfte für die Angestellten (drei davon, alles Polen haben wir kennengelernt). Die Schafe mit ihren Jungen, die Geissen, die Hunde und Katzen sind friedlich auf dem Hof. Und vor Allem: man hat von hier einen sagenhaften Blick auf den Berg Herdubreid (wieder so ein Zungenbrecher-Wort!) - Islands Königin der Berge. Sabine hat bestimmt schon über zwanzig Fotos von diesem Berg gemacht. Wir gehen ins Restaurant, um einen Kaffee und Kuchen zum Zmorgen (eher Znüni) zu nehmen. Dabei kommen wir mit Villi, dem Besitzer ins Gespräch und erfahren Vieles. Zum Beispiel, dass seine Frau und die Tochter viel in der Schweiz sind. Grund: Die Tochter ist Eiskunstläuferin und wird vom Stephane Lambiel auf Olympia 2022 trainiert. Überaus interessant ist, was wir über den Vulkanausbruch vom September 2014 bis Februar 2015 erfahren: Dieser grösste Ausbruch seit über 200 Jahren fand am Bardarbunga statt. Dies ist nicht weit von hier. Da Villi weiss, dass wir Schweizer sind, erzählt er uns vom Fotografen Marco Nescher, der in der Zeit des Ausbruchs oft mit Matthias Vogt mit dem Helikopter hier in Mödrudalur war. Marco und Matthias sind beide aus Liechtensten. Villi zeigt uns das super gemachte Fotobuch und auch ein Video, welches in dieser Zeit entstanden ist. Wirklich äusserst interessant.
So gegen 14 Uhr entscheiden wir uns, eine Wanderung zu machen. Villi gibt uns eine Wanderkarte und erklärt uns den Weg. Wir müssten halt ein paar Mal die Schuhe ausziehen um Flüsschen zu überqueren. Gemäss der Karte ist der Rundweg 17,5 km lang. Aus Erfahrung weiss ich, dass man so mit sechs Kilometer pro Stunde rechnen kann, also 3 Stunden. Rechnen wir 4, da wir (Sabine) bestimmt viel fotografieren wird und wir nicht "rennen" wollen. Sabine ist super, sie packt ein gebrauchtes Frotteetuch in den Rucksack, damit wir nach dem Fluss-Überqueren die Füsse trocknen können. Also, los gehts! Der Weg ist mit weiss angestrichenen Pfählen gut markiert. Wir gehen durch eine extrem spannende Landschaft (Fotos): viele Flächen sind einfach mit Sand und Kieselsteinen bedeckt, ohne Vegetation. Das stammt vermutlich von Überschwemmungen mit "Schlammlawinen". Da auf diesem nördlichen Breitegrad die Vegetationszeit sehr kurz ist, dauert es extrem lange, bis auch nur ein kleines bisschen Gras oder ähnliches wächst. Auf anderen Flächen wachsen ganz vereinzelt mini "Krüppel-Büschchen" und kleine Gras- oder Moos-Häufchen. Apropos Moos: wir sehen an einigen Orten das Isländische Moos, von welchem wir am Vormittag eine Suppe gegessen hatten. Dann hat es wieder Lava-Felder, welche vom Gletscher glattgeschliffen sind. Aber auch grosse steppenähnliche Felder hat es. Und immer wieder kleine Flüsschen, welche wir meistens überspringen können. Ab und zu müssen wir die Schuhe ausziehen und die Hosen hochkrempeln. Um zwei Uhr sind wir gestartet, o.k., zuerst sehr gemächlich, dann "normal". Wir stellen fest, dass wir die 6 Kilometer pro Stunde bei Weitem nicht einhalten, eher bloss 3-4... Nach vier Stunden haben wir den Wendepunkt des Rundweges erreicht - eigentlich wollten wir um die Zeit zurück sein. Was uns natürlich auch langsam gemacht hat, ist der sehr starke Gegenwind und das Überqueren der Flüsschen. Jetzt aber zügig zurückmarschieren! In der Ferne sehen wir ab und zu unser Ziel, vor allem das Kirchlein leuchtet. Demotivierend ist, dass das Ziel nicht näher zu kommen scheint. Plus die Flussbeete, welche zu überqueren sind, die haben gröbere Kieselsteine drin, da nützt bei mir alles auf die Zähne Beissen nichts: es tut sauweh! So um 19 Uhr rufen wir Villi an: Wir sind noch unterwegs, es dauert noch eine Stunde und vor Allem: Wir möchten dann noch Essen! "no problem, take your time!" ist seine Antwort. Weitermarschieren, durch Steppengras, über Büschchen und Steine! "Unfair" ist, dass wir auch in dieser Richtung wieder Gegenwind haben! Nach 20.30 Uhr sind wir endlich, ziemlich kapputt am Ziel angelangt. Direkt ins Restaurant. Zurücklehnen, beim so ruhigen und netten Kellner Adam (auch er ist ein Pole, übrigens sehr gebildet. Er spricht äusserst gut Englisch) ein Bier bestellen und die Menuekarte studieren. Heute lassen wir uns verwöhnen, koste es was es wolle! Ja, und es kostet: Drei kleine Bierchen; eine super gebratene Forelle von hier; einmal Lammfilet und einmal Rentiersteak natürlich alles von hier, mit schönen und feinen Beilagen und dann noch ein Dessert - alles zusammen CHF 150.-
Wir sind der Meinung, dass wir das verdient haben. So gegen 23 Uhr sind wir im WoMo und schreiben noch Tagebuch und Blog. Aber beide schlafen wir immer wieder beim Schreiben ein...
Kurz nach Mitternacht sind wir im Bett und schlafen wie die Murmeltiere bis gegen zehn Uhr am Morgen. In der Nacht windet es stark und regnet immer wieder. Der Wind hält auch bis nach dem Aufstehen an. Ob wir bei diesem Wind überhaupt fahren können? Wir haben da ja unsere Erfahrungen (siehe: 15. Juni). In der Zwischenzeit haben wir gelernt, dass es bei mehr als 15 Meter pro Sekunde gefährlich ist. Es gibt auch entsprechende Internet-Seiten, wo die zu erwartenden Windstärken angegeben sind. Derzeit zeigen die so 10-15 m/s.... an.
Das Campingplatz Mödrudalur
Mödruladur mit dem Kirchlein
Und noch ein Foto mit dem Berg Herdubreid
Innen im Restaurant
Das Kirchlein von 1949 hat der Grossvater von Villi gebaut
Das interessante Buch vom Liechtensteiner Marco Nescher
Etwas ganz Spezielles: Isländisch Moos Suppe
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